Heimat finden in mir

Heimat finden in mir - Wie im Innen, so im Außen
Foto: Helmut Mühlbacher

Wie oft habe ich im Laufe meines Lebens hören müssen, dass alles, was ich brauche, und nach was ich mich so sehr sehne, bereits in mir vorhanden ist.

Auf Gott zu vertrauen, darauf wurde ich hingewiesen. Gott – Wer ist das? Oder was?

 

Ich geb’s zu: Ich hab es nicht verstanden.

Man konnte es mir nicht so erklären, dass ich es fühlen hätte können. Ich hatte keine Vorstellung davon. Es kam einfach nicht bei mir an. Gott... Wie war ich verkopft! Manchmal unglaublich wütend über die Besserwisserei mancher Gefährtinnen und Gefährten. Heute kann ich über mich selbst oft nur den Kopf schütteln. Und trotzdem war im Nachhinein betrachtet jede einzelne Erfahrung in meinem Leben wichtig...

 

Schon gefühlt mein ganzes Leben lang bin ich auf der Suche nach mir selbst. Nach dieser angeblichen inneren Führung, die es ja laut guten Ratschlägen mancher Weggefährten und –gefährtinnen geben soll. Ich suchte wie so viele nach Gott. Doch ich suchte an der falschen Stelle (nämlich nach einem Gott im außen), versuchte, „ihm“ zu vertrauen, dass „er“ es gut mit mir meint…

 

Ich habe versucht, es zu fühlen, zu spüren, auf mein Bauchgefühl zu hören. UND…Es war fast immer die „falsche“ Entscheidung, wenn ich mich danach gerichtet habe. Ehrlich gesagt konnte ich einfach nichts spüren, so sehr ich mich auch bemühte. Ich konnte mich auf mein Bauchgefühl nicht verlassen. Und ich fühlte mich von Gott verlassen. Also entschied ich irgendwann, mich in Zukunft nur noch Vernunft und Verstand zu verlassen. Die Logik und die Vernunft, die Wissenschaft gaben mir ein scheinbares Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Und ja – ich wollte es im Griff haben. Zu unsicher erschien mir das Leben, wenn ich es nicht kontrollierte. Klassische Form von „Angst vor dem Leben“ würde ich heute sagen 😊.

 

Wie du dir vielleicht denken kannst, bin ich da einem großem Irrtum erlegen – nämlich der Illusion, ich könnte irgendetwas in meinem Leben kontrollieren.

 

Und das Leben reagierte prompt, ohne dass ich es anfangs merkte. Es schickte mir unzählige Menschen, die mich mehr oder weniger liebevoll auf mein fehlendes Vertrauen aufmerksam machten. Menschen, die sich meinen Kontrollversuchen widersetzten, die mich beleidigten, Menschen, die mir ihre Wahrheit über mich gnadenlos an den Kopf warfen. Es schickte mir Tiere, die mir meine eigenen inneren Themen spiegelten und an denen ich lernen konnte, wie ich auf sie wirkte. Das Leben schickte mir aber auch Menschen, die einen großen Wert in mir erkennen konnten, und die mich durch die schlimmsten Zeiten meines Lebens begleiteten.

Ich erkannte es anfangs nicht, da ich nichts darüber wusste. Mein einziger Indikator waren meine Gefühle und wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich oft mehr als „besch…“.

 

Heute – im Nachhinein betrachtet – blicke ich zurück und alles ergibt ein rundes Bild. Es war notwendig. Heute sehe ich, dass ich noch nie so weit von mir selbst entfernt war, als in der Zeit, in der ich dachte, alles im Griff zu haben und mich selbst und meine Liebsten schützen zu können. In Wirklichkeit hatte ich mich von mir selbst soweit entfernt, dass ich mich selbst nicht mehr spüren konnte. Niemals hatte ich mehr Angst, als zu dieser Zeit, da ein unbewusster Teil von mir ganz genau wusste, dass meine zurechtgeschnitzte Wahrheit falsch war. Ich war nicht mehr ich, sondern ein Gemisch aus vorgefertigten Meinungen, gesellschaftlichen Zwängen, Überzeugungen, Versagensängsten, Minderwertigkeitsgefühlen und Zielen anderer Menschen in meinem Umfeld.

 

In den seelischen Schmerzen, die mir andere Menschen zufügten (das dachte ich zumindest), in der gefühlten Minderwertigkeit, dem Selbstmitleid, der Trauer und Wut konnte ich mich selbst zumindest ein wenig spüren. Doch genau diese Gefühle wollte ich nicht haben. Mit den körperlichen Schmerzen (chronische Rückenschmerzen, Gelenksproblemen, Migräne, …) mahnte mich mein System, nicht ganz zu weit von mir selbst fortzugehen. Doch wir sprachen in zwei unterschiedlichen Sprachen. Ich konnte es nicht verstehen. Das Leben zeigte es ganz deutlich: Ich hatte mich selbst verlassen. Einen größeren Verrat kann man nicht begehen. Wer soll denn bei uns bleiben wollen, wenn wir es nicht einmal selbst tun?

 

Kurzum: Es kam, wie es kommen musste… Irgendwann war ich völlig am Boden. Gescheiterte Ehe, fürchterliche Beziehungsprobleme, Angst um meine Kinder, Verlustängste, zerbrochene Freundschaften, Geldsorgen und vieles mehr zwängten mich in die Knie. Verloren in dem Gefühl, dass mir keiner helfen kann und auch keiner helfen will (was definitiv nicht stimmt, aber es war halt damals mein Gefühl), sah ich keinen Sinn mehr in meinem Leben. Ich war abgekommen von meinem Weg und hatte mich verlaufen im Labyrinth des Lebens. Hätte ich damals meine Kinder nicht gehabt, für die ich Gott sei Dank noch einen Rest an Verantwortungsgefühl aufbringen konnte, weiß ich nicht, ob ich heute noch unter uns weilen würde.

Und ja, es war auch Sturheit dabei… genau genommen ganz viel! Meine Angst vor Veränderungen war riesig. Irgendwie ist das auch verständlich, wenn man bedenkt, dass mein Lebenskonstrukt an Kontrolle festhielt. In der Veränderungssituation kontrollieren zu wollen kann man getrost vergessen, weil eine Veränderung (auch zum Besseren) nur möglich ist, wenn man loslässt und vertraut. Doch auf wen oder was vertrauen?

 

Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass im richtigen Moment immer die richtigen Menschen an meiner Seite waren. Mich musste das Leben zuerst so richtig in die Knie zwingen, dass ich meine Angst überwinden und loslassen und somit Veränderung (zum Besseren) zulassen konnte. Ich musste zuerst den Kampf aufgeben, resignieren quasi. Und das hat gedauert…

 

Martin Fuhrberg hat einmal zu mir gesagt:

 

„Im Scheitern sind wir Gott am Nächsten.“

 

Ja – das kann ich bestätigen! Ganz am Boden, resignierend und verzweifelt, konnte ich Gott schauen (ich nenne es gerne MEINE QUELLE). Ich fand sie in mir. Und ich entdeckte, dass ich nie ganz getrennt gewesen war von dieser Quelle, sondern einfach nicht dort nach ihr gesucht hatte, wo sie zu finden war.

Diese Verbindung zu meinem Zuhause, wo ich her komme und wo ich wieder hingehen werde, wenn ich diesen Körper hier auf Erden zurücklasse. Der Platz, wo es nur bedingungslose Liebe gibt, mit dem ich, ohne es zu wissen, immer verbunden war und sein werde. Aus ihm nährt sich meine Seele und meine wiedergefundene Intuition schenkt mir daraus meine Wahrheit und alle Kraft, die ich für meinen Lebensweg brauche. Ich bin verbunden mit dem Einen, meiner Quelle, meinem Zuhause.

 

Kennst du diesen Platz?

Wo und wann hast du ihn entdeckt?

 

Schreib mir doch deine Geschichte an office@gerlinde-oberbramberger.at, wenn du magst. Ich würde mich sehr darüber freuen.

 

 

Herzlichen Gruß

 

Deine Gerlinde Oberbramberger

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