"Es muss was weitergehen..."

Fluss, Leben im Fluss, Wasserfall
Foto: Helmut Mühlbacher

Schneller, höher, weiter, ... Wer kennt das nicht? Hohe Erwartungshaltungen, die entweder von anderen an einen gestellt werden. Oder gehörst du gar zu denen, die sich selbst am meisten unter Druck setzen? Ist ein Ziel erreicht, wird schon das nächste gesetzt und anvisiert.

Mit Leistungsansprüchen, teilweise auch überzogenen, war wohl jeder Mensch in seinem Leben schon mal konfrontiert. Auch ich hatte und habe immer noch gelegentlich mit genau diesem Thema zu tun. In der Beratung oder im Coaching sind das dann jene Anfragen, wo bereits in der ersten E-Mail klar herauskommt, dass "aber schon etwas weiter gehen muss". Auch wenn es nicht direkt da steht. Ich lese es zwischen den Zeilen heraus. Und dafür hab ich ein Gespür!

 

Erfahrungsgemäß sind das dann häufig jene Menschen, die genau das Gegenteil bräuchten, um wieder zur Zufriedenheit und innerer Stabilität zurückzufinden. Denn genau dieses Leistungsdenken ist oft ursächlich für viele emotionale Missbefindlichkeiten, vor allem in der Partnerschaft, in der Erziehung der Kinder oder auch wenn langsam aber sicher die "Puste" ausgeht. Dann ist da nix mehr mit Spackes... Plötzlich muss einen Gang (oder mehrere) zurückgeschaltet werden und das geht natürlich nur unter größtem Protest, denn man muss ja leisten... 

 

Krankheiten sind häufig das letzte Mittel der Seele, um diejenigen, die jedes Warnsignal überhören, endlich zur Vernunft zu bringen. Wenn die Katastrophe dann erst da ist, wird plötzlich vieles möglich. Ein sogenanntes "Burnout" zwingt die einen zur Ruhe, ein gebrochenes Bein die anderen, ein Hörsturz die nächsten und bei nicht wenigen sorgt eine fiese und lebensbedrohliche Krebserkrankung dazu, sich endlich mit sich selbst zu beschäftigen und mal dort hinzuschauen, wo man seit vielen Jahren bewusst wegschaut.

Aus der Psychosomatik ist seit langem bekannt, dass die meisten (vor allem chronischen) Krankheiten in ihrer Entstehung einen starken Bezug zur Psyche haben. Von daher macht es durchaus Sinn, auch mal ganzheitlich und ursächlich draufzuschauen.

 

Aber muss das alles wirklich sein?

 

Natürlich müsste es nicht so sein, wenn wir vor der Krankheit schon die Erfahrungen hätten wie nach der Krankheit. Dann wäre uns schon vieles bewusst und die Seele müsste nicht mehr den Körper sprechen lassen. Nur ist das halt einfach nicht so! Wir leben durch unsere Erfahrungen und finden oft nur durch Versuch und Irrtum, durch wunderbare Begegnungen, die nicht immer angenehm sein müssen, durch Menschen, die uns unsere innersten Muster und Prägungen spiegeln, den Weg zu uns selbst. 

Die Erkenntnis, dass es kein "schneller, höher, weiter" mehr braucht, sondern dass das bloße Da-Sein völlig ausreichend ist, lässt uns irgendwann (manche nie) gelassener werden. Die Seele heilt, der Körper heilt. 

 

Manchmal bleibt eine chronische Erkrankung wie eine Rute im Fenster bestehen, um in guten Zeiten völlig symtomlos zu sein, jedoch uns wie eine Pinocchio-Nase bloß zu stellen wenn wir uns wieder einmal selbst belügen oder gar missbrauchen (lassen). (Missbrauch: alles, was ich nicht will und trotzdem aus unterschiedlichen Gründen mache)

Bei mir ist das meine Allergie. Ich bin trotz ständiger Konfrontation mit dem Allergen meist völlig symptomfrei, und plötzlich ist sie wieder da, die Allergie! Für mich inzwischen ein guter Gradmesser, wo ich gerade stehe. Beinhart ehrlich und unerbittlich zeigt sie mir auf, was ich nicht sehen will. 

 

Hören wir auf, unseren Wert im Außen nach unserer Leistung zu suchen. Das macht uns auf Dauer krank. Der Wert eines jeden Menschen ist nur in sich selbst zu finden. Was wäre denn sonst mit Menschen, die nichts "leisten" können? Die auf Hilfe angewiesen sind? Die alt und pflegebedürftig sind? 

Hören wir auf, nach Anerkennung im Außen zu suchen! Wir werden sie niemals in ausreichender Weise und dauerhaft dort finden. Auch das ist nur in uns.

Werden wir uns dessen bewusst, dass wir schon genügen - JETZT!

 

Wann haben wir das nur verlernt?

Als Baby haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, ob wir die Zuwendung und Liebe unserer Eltern wert sind oder ob wir gar etwas dafür leisten müssten. NEIN - wir waren einfach nur da. Und es war gut so. Irgendwann haben wir dann begonnen, etwas für die Liebe der Eltern zu tun, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu buhlen. Bestätigung zu suchen, dass sie uns eh noch lieben. 

Aber das braucht es doch gar nicht.

Schon Jesus sprach: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich gelangen" 

 

Was ist denn dieses Himmelreich? Was meinte er denn mit "werden wie die Kinder"? Wie sind denn Kinder? Vertrauensvoll, bedingungslos liebend, unvoreingenommen, neugierig, begeisterungsfähig, fröhlich, unbeschwert, lustvoll, spielend, ...

Du kannst die Liste gern erweitern...

 

Werde dir wieder bewusst:

Du genügst.

Du bist wertvoll.

Du bist liebenswert.

 

Dafür musst du nichts tun. Einfach nur DU sein. Denn du bist mit deinem ganz persönlichen Auftrag hier auf die Erde gekommen, und den kannst du nur erfüllen, wenn du ganz DU bist.

Und ja - manchmal müssen wir eine ganze Zeit lang suchen, fühlen uns verloren, bis wir den Zugang zu uns selbst und damit auch unseren persönlichen Weg wieder finden.

Dennoch lohnt sich das, denn du willst doch sicher auch nicht das Leben eines anderen leben, oder? 

 

Also... Mein Tipp für dich lautet:

Langsamer, tiefgründiger und achtsamer statt schneller, höher und weiter. 

 

Auch wenn es unlogisch klingt, kommen wir so schneller und sicherer ans Ziel. 

Warte! Welches Ziel eigentlich? Ach, ja - der Weg ist das Ziel! Also das Leben in vollen Zügen im JETZT zu leben. Langsam, tiefgründig und achtsam!

Beginne jetzt!

 

Foto: Helmut Mühlbacher

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